Mittwochabend - Konzertabend? Die meisten Konzerte finden zwar doch eher zu Wochenendtagen statt, doch gibt es auch die ein oder andere Perle unter der Woche. So auch im Atomic Cafe, wo an diesem Abend iForward, Russia! von den britischen Inseln zum Konzert gerufen haben.

Den Anfang eröffneten um 22 Uhr aber The Taste aus München. Die Band um Songwriterin, Sängerin und Gitarristin Maria Müller, bestehend aus Frank Thumbach am Bass und Nick Pattusch an den Sticks, lieferte eine Mischung aus Indie, Alternative und einem Schuss Garagerock auf die Bühne. War am Anfang das Feedback noch etwas verhalten, so stieß die symphatische Band gegen Ende doch auf viel Gegenliebe beim Publikum, was die zurückhaltende Sängerin dann doch zu der ein oder anderen aus guten alten Grungetagen stammende Einlage verführte, als sich auch mal die Gitarre munter im Kreise drehte. Mit den bodenständigen Texten über doch alltägliche Dinge wie zwischenmenschliches und die vielen Kleinigkeiten im Leben, konnte man sich der Symphatie der Publikums sicherlich auch sehr sicher sein. Auf jeden Fall ein schöner Einstand für den Konzertabend.

Nach einer kürzeren Umbaupause war dann Zeit gekommen für eine Band die demnächst sicher noch den ein oder anderen Artikel gewidmet bekommen wird in den einschlägigen Musikzeitschriften: iForward, Russia!. Doch wer jetzt denkt "schon wieder eine Indie-Band" - weit gefehlt. So ist die Band von den Inseln, bestehend aus Tom am Mikro und am Synthie, Rob am Bass, Katie am Schlagzeug und Whiskas an den Gitarren mehr als nur eine Indieband. Denn rein um ins Label "Indie" zu passen, sind sie zu hart, zu kraftvoll doch für Hardcore zu soft. Typischer Britpop ist hier nicht geboten - nein, vielmehr erwartet einen eine energiegeladene Mischung aus Independent-Rock beeinflussten Strophen und kräftigen hämmernden Riffs aus Post-Hardcoregefilden in den Refrains, zusammengeschweißt von der charismatischen cleanen Gesangsstimme von Tom. Wenn dann noch bei Songs wie Sixteen - die Band vergibt keine Songnamen, sondern nummeriert diese schlichtweg durch - , Kate und Whiskas mit Shouts den stampfenden Refrains ordentlich Druck und Wut verpassen, dann ist die Synthese gelungen. Energiegeladen wirbelte die Band dann auch über die Bühne, der Sänger auf dem Drahtseilakt, sich nicht mit dem Mikrofonkabel zu strangulieren, gestützt durch mal sanftes, mal wütendes kraftvolles Schlagzeug gespielt von Kate, dem zurückhaltend groovenden oder auch aggressiv verzerrten Bass von Rob und dem herumwirbelnden Gitarristen Whiskas. Energie und Kraft dominierten also den Auftritt - etwas, was man beim einfachen Hören der Studioaufnahmen nur zu erahnen wagt. Solch eine Überraschung ist aber nicht unbedingt selten und so reiht sich auch iForward, Russia! in die Riege intensiver Livebands ein.
Wer sich also für ein bisschen experimentelleren, intensiven aber dennoch tanzbaren Indie (wie beispielsweise 31Knots) interessiert, der vielleicht auch etwas abseits des kommerziellen Mainstream agiert - der sollte in Zukunft mal einen Blick auf iForward, Russia! werfen. Die Wahrscheinlichkeit enttäuscht zu werden ist in meinen Augen sehr gering, denn zuviel Herzblut und Schweiß steckt in diesem kraftvollen Stück Musik.
Ich für meinen Teil hab die 15 Euro und die Fahrt nach München nicht bereut und sollte die Band nochmals nach München kommen, könnte es durchaus sein, dass ich erneut den Weg auf mich nehmen werde.

Links:
The Taste @ Myspace
iForward, Russia! @ Myspace

PS: Aus rechtlichen Gründen können wir keine Bilder vom Konzert veröffentlichen. Danke für euer Verständnis.

Text von Schneidermeister